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zu den Kreuzfahrt Romanen

Grafik: Dietmar Lampe
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Leseprobe Kreuzfahrt Roman Band 3 - `Stille Sehnsucht´

Band 3 - `Stille Sehnsucht´

Grafik: Dietmar Lampe,
Foto: KIONA

Was war nur los mit dieser Frau? Diese Frage stellte er sich nicht zum ersten, und wie ihm schwante leider auch nicht zum letzten Mal.

Mike war nicht mehr in seinem Büro. Diana hatte nur an der Gangway erfahren, dass er sie bereits gesucht hatte. Sie betrat gerade ihre Kabine, als das Telefon klingelte.
"Diana, Gott sei Dank, bist Du da! Ich hab mir schon Sorgen gemacht! Alles okay mit Dir?" Mike klang besorgt.
"Ja, alles okay, aber es tut mir leid, ich hab unseren Termin total vergessen! Ehrlich! Willst Du immer noch mit mir sprechen?"
"Eigentlich ja, aber jetzt muss ich mich darum kümmern, ob alle Gäste wieder zurück an Bord sind. Außerdem ist es schon spät! Wir reden morgen!
Du bist aber sicher, dass alles in Ordnung ist?"
"Ja, ja, alles in Butter! Entschuldige, dass Du warten musstest!" Er legte auf, und Diana atmete tief durch, sie beschloss sich das Auslaufen aus Gran Canaria vom Sonnendeck aus anzuschauen. Schlafen konnte sie sowieso nicht. Sie war irritiert! Daniel war tatsächlich der Mann ihrer Träume, aber sie konnte ihn nicht haben. Rein aus Prinzip war es schier undenkbar! Diana liefen schon wieder die Tränen. Sie hatte schon lange nicht mehr soviel geweint wie auf dieser Reise. Plötzlich dachte sie an die vielen Menschen, die wirklich aus gutem Grund weinten, aber sie, sie hatte eigentlich keinen! Sie war gesund, sie hatte keine Schmerzen, sie hatte einen tollen Beruf, und sie lernte die Welt kennen. Was wollte sie mehr? Sie wollte ihn und tat sich selbst leid, weil sie diese Verbindung nicht eingehen konnte.
Ihr schlechtes Gewissen kroch langsam den Rücken hoch und erreichte ihren Kopf. Ihr wurde übel.

Auch Alma hatte wie jeden Abend beschlossen auf das Sonnendeck zu gehen. Sie liebte diesen Ort. Das Universum lag in seiner ganzen Schönheit über ihr, und die Insel mit ihren vielen Lichtern vor ihr. Ein traumhafter Anblick. Sie wartete auf die Auslaufmelodie, die jedes Mal ihr Herz schneller schlagen ließ!
Es war wie ein Gruß an die Menschen, die zurückblieben, ob sie nun bekannt oder fremd waren. Sie verabschiedete sich von Gran Canaria. Wer wusste schon, ob sie jemals wieder hierher kommen würde. Es war ja auch uninteressant, denn was sie heute erlebt und gesehen hatte, trug sie in ihrem Herzen weiter.

Am nächsten Morgen erreichten sie Agadir, ein moderner, marokkanischer Badeurlaubsort. Diana hatte sich wieder einmal als Busbegleitung eingetragen, und wie der Zufall es wollte, waren Eleonore und Martin in ihrem Bus. Eleonore hatte furchtbare Laune. Sie war eben unzufrieden mit der Entwicklung ihrer Pläne. Diana war Martin kein Stück näher gekommen, so wie sie es geplant hatte, und Martin war ihr gegenüber auch nicht gerade aufmerksam. Irgendwie lief alles aus ihrem Ruder, aber sie hatte immer noch nicht herausgefunden, warum!?

Eine kleine Rundfahrt stand auf dem Programm. Zunächst fuhren sie auf die Kasbah, die auf einem Hügel oberhalb Agadirs stand. Sie wurde 1540 von Mohammed Ech Cheikh errichtet. Von hier hatte man einen wunderschönen Blick auf den Hafen und die gesamte Stadt. Nur ein kleiner Fotostopp war geplant.
Hier oben warteten schon die Kameltreiber mit ihren Tieren, um die Touristen für 5 $ einmal aufsitzen zu lassen und um den Platz zu führen oder aber für 1 $ ein Foto mit dem Kamel machen zu können.
"Lassen Sie gefälligst meine Tasche los!"
Hörte Diana auf einmal jemanden schreien. Sie hatte die Stimme sofort erkannt. Es war Eleonore, wie konnte es anders sein. Sie war nah dran, sich wieder in den Drachen zu verwandeln, den jedermann an Bord fürchtete.
Ein Kameltreiber stand vor ihr und zerrte an ihrer Tasche.
Diana zog ihren lokalen Reiseführer Ali mit zu den beiden.
"Was ist denn hier los?"
"Er will meine Tasche stehlen!"
"Warum, was ist geschehen?"
"Ich hab nur ein Foto gemacht, und nun will er meine Tasche dafür!"
"Nein, er will nur einen Euro!"
"Will er nicht, er will zehn!"
Diana wies Ali an, die Sache zu klären.
Ali versuchte dieses Missverständnis aus der Welt zu schaffen. Unter wildem Gestikulieren begann ein lauter Streit. Es klang, als wenn sie sich jeden Moment gegenseitig umbringen würden. Aber Diana blieb ruhig, sie kannte die marokkanische Mentalität.
Eleonore hingegen war entsetzt, sie war still geworden, hatte einen Euro aus ihrer Tasche geholt und dem Mann gegeben. Sie wollte auf keinen Fall schuld an einem Mord sein. Und das wegen einem Euro!
Alle Gäste hatten sich mittlerweile um die Streitenden versammelt. Interessiert verfolgten sie die Szene. Schade, für manche war sie viel zu schnell vorbei.
Diana ließ alle wieder in den Bus steigen. Martin hatte die ganze Situation nur von weitem mitbekommen, da er ganz auf den Hügel gelaufen war. Als er zurückkam, war bereits alles gelaufen.
Eleonore grummelte vor sich hin, und man sah ihr an, dass sie geschockt war.
"Wo warst Du? Immer, wenn ich Dich brauche, bist Du nicht da!"
"Großmutter, ich konnte doch nicht ahnen, dass Du in eine derartige Lage kommst! Ich hab nur ein paar Fotos von der Kasbah gemacht! Entschuldige!"
"Ab jetzt bleibst Du gefälligst in meiner Nähe! Verstanden?", befahl Eleonore ihrem Enkel. Den anderen Gästen tat Martin schon fast leid, er hatte es sicher nicht einfach mit ihr.
Sie setzten die Fahrt fort. Zunächst fuhren sie über einen Platz, der als Fahrschulgebiet genutzt wurde. Die Gäste staunten über die Fahrschulwagen, die in Marokko zwei Lenkräder hatten. So was hatten sie vorher noch nicht gesehen.

Aus: `Stille Sehnsucht´ Band 3