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zu den Kreuzfahrt Romanen

Grafik: Dietmar Lampe
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Leseprobe Kreuzfahrt Roman Band 6 - `SO NAH UND DOCH SO FERN´

Band 6 - `SO NAH UND DOCH SO FERN´

Grafik: Dietmar Lampe,
Foto: Alex Dernbach

Elisabeth von Rotlingen saß in ihrer Suite und lächelte vor sich hin. Soeben hatte sie eine E-Mail von ihrer Tochter bekommen, die allen Ernstes an Elisabeths Verstand zweifelte und schon im nächsten Flieger saß, um ihrer Mutter ins Gewissen zu reden. Elisabeth hatte gewusst, dass ihre Tochter auf ihr Fax reagieren würde, aber so schnell, das hätte sie nicht gedacht! Was eine Änderung des Testaments alles bewirken konnte.

Diana, die Chef-Animateurin, stand an den Bussen, die vom Flughafen die neuen Gäste zum Schiff brachten, und begrüßte sie. Auf einmal blieb ihr fast das Herz stehen. Eine junge Frau, gutaussehend, elegant gekleidet und mit einem strahlendem Lächeln bewaffnet, verließ den Bus, nickte flüchtig und ging an ihr vorbei. Diana hatte keine Ahnung, wer sie war, aber sie wusste sofort, dass diese Frau eine Konkurrenz darstellte. Durfte es denn wahr sein, jetzt war sie schon eifersüchtig auf Frauen, die sie noch nicht einmal in Daniels Nähe gesehen hatte. So ging das nicht weiter.

Der Kapitän stand auf der Nock, ein beidseitig der Brücke überbordender offener Steuerstand, der jeweils einen Überblick auf die gesamte Steuer- oder Backbordseite des Schiffes beim Ablegemanöver erlaubt, und beobachtete das geschäftige Treiben der Einschiffung. Koffer wurden aus den Bussen ins Schiff geladen. Menschen wuselten durcheinander, und mittendrin erkannte er seinen alten Freund, der ihn auf dieser Reise besuchen wollte. Er freute sich auf diese Fahrt, denn er hatte ihn mindestens 20 Jahre nicht gesehen, und außerdem führte die nächste Kreuzfahrt durch den Panama-Kanal. Er liebte diesen Kanal, auch wenn er für ihn viel mehr Arbeit bedeutete: Ständig auf der Brücke sein, wenig Schlaf, aber das war ihm egal, er war begeistert!

"Nimm uns mit Kapitän auf die Reise, nimm uns mit in die weite, weite Welt....", singend verließ eine Gruppe von Damen einen der Zubringerbusse und begrüßte Diana überschwänglich. Die Gruppe brachte gute Laune an Bord. Diana fand heraus, dass es sich um einen Frauen- Kegelclub handelte, der einmal ohne ihre Männer unterwegs war. Das konnte heiter werden!

Elisabeth rechnete gerade aus, ob ihre Tochter es tatsächlich schaffen konnte, noch heute das Schiff zu erreichen. Aber nach Adam Riese war es schier unmöglich. Immerhin waren es bald 9 Stunden von Deutschland nach Santo Domingo, und sie hatte das Fax doch erst gestern abgeschickt! So schnell konnte sie doch keinen Flug bekommen haben, oder doch? Eleonore ging an die Rezeption, um zu fragen, ob ihre Tochter auf der Passagierliste stand.

Daniel, der Kreuzfahrt-Direktor, schüttelte bei der Begrüßung allen eintreffenden Gästen auf der Gangway die Hand. Gerade kam die elegant gekleidete Dame an Bord, die schon Diana ins Auge gefallen war, als er ein ihm selbst unerklärliches Interesse an ihr und den Wunsch, sie näher kennenzulernen, empfand.

"Mein Freund, es ist so schön, Dich nach so langer Zeit wieder zu sehen!"
Der Kapitän war an die Gangway gekommen, um seinen erwarteten Freund persönlich willkommen zu heißen.
Björn Peterson lachte:
"Mein Gott, Du hast Dich in all den Jahren nicht verändert! Wie machst Du das bloß? Das Geheimnis musst Du mir verraten!"
Dabei zwinkerte er einer jungen Stewardess zu.
"Mach ich, aber erst mal zeig ich Dir Deine Kabine!"
Daniel hatte die Begrüßung verfolgt und merkte sich den Namen. Dieser Gast musste unbedingt an den Kapitänstisch eingeladen werden. Vielleicht sogar mit der eleganten Dame von vorhin, deren Namen er sich bereits notiert hatte. Sie hieß Viola van Hoeren. Schöner Name, dachte er, und, nicht nur der Name...!

Nachdem alle Gäste eingecheckt hatten, fand vor Ablegen des Schiffes die Rettungsübung statt. Und wie der Zufall es wollte, war diese Lady, die Diana schon am Bus aufgefallen war, mit ihr im selben Rettungsboot. Sie stand da und schien mit sich und ihrer Welt völlig im Einklang. Sie lauschte andächtig Daniels Stimme, der alle Gäste mit den Sicherheitsvorkehrungen an Bord via Bordlautsprecher vertraut machte. Diana wurde unruhig. Diese Frau war eine Bedrohung ihres Glücks! Das spürte sie.

Der Kapitän schritt an den Gästen, die mittlerweile an ihren Bootsstationen auf den Aussendecks versammelt waren, vorbei und schien zufrieden mit der Ausführung der Rettungsübung.
Als er zu Dianas Boot kam, sagte er,
"Diana, wie immer 9 Punkte von 10! Sag den Damen, ich möchte keine Sandalen bei einer Rettungsübung sehen, wie bereits vorher angekündigt!"
Lächelte und ging weiter.
Die besagten Damen schauten auf ihre offenen Slipper und taten so, als seien sie gar nicht da. Diana grinste ebenfallsund nickte zustimmend.
Nachdem der Kreuzfahrt-Direktor die Übung per Lautsprecher beendet hatte und allen eine gute Reise wünschte, blieb Diana noch ein wenig an der Reling stehen und entdeckte auf der Pier eine Dame, die wild mit den Armen fuchtelnd ständig etwas rief. Nur was sie rief, konnte Diana nicht verstehen, und als sie sich gerade abwenden wollte, sah sie Elisabeth von Rotlingen ebenfalls an der Reling stehen. Sie schien dieser Frau zuzuwinken. Kannte die Passagierin etwa diese Frau?
"Frau von Rotlingen, gibt es ein Problem? Oder ist das nur eine Bekannte von Ihnen?"
"Das ist meine Tochter!"
"Ihre Tochter! Oh mein Gott, die Gangway ist schon oben, wir legen bereits ab! Was nun?"

Aus: `SO NAH UND DOCH SO FERN´ Band 6